Vergiftungen: Informationen allgemein

Es gibt ausreichend Möglichkeiten in unserem Leben uns zu vergiften. Rund eine Viertel Million Vergiftungen landen pro Jahr im Krankenhaus, gut die Hälfte davon verursacht durch Alkohol. Die meisten Vergiftungen verlaufen nicht tödlich, weil entweder nur wenig Gift aufgenommen wurde oder rechtzeitig eine Behandlung erfolgte. Aber eine von 1000 akuten Vergiftungen führt trotzdem noch zum Tode.
Bei den nicht-akuten, den sogenannten chronischen Vergiftungen, habe Alkohol und Tabak die Nase dagegen ganz weit vorne: rund 74000 Tote pro Jahr. Rund 1700 davon sind akute Vergiftungen. Dazu zählen leider auch immer wieder Kleinkinder, die zum Beispiel Alkoholreste aus Gläsern getrunken hatten.
Kinder lieben es anscheinend auch, Putzmittel zu essen oder zu trinken. Rund 30 000 Vergiftungen dieser Art landen jedes Jahr im Krankenhaus. Nicht alle überleben ihren Versuch.
Unangefochten an der Suizid-Spitze stehen die Arzneimittel. Sie sind  leicht verfügbar, kommen in fast jedem Haushalt vor und sind in ausreichender Giftmenge bereits in einer einzigen Packung enthalten. Eine 20er Pakung Paracetamol zum Beispiel kann schon ausreichen, dass ein Kind sich tödlich vergiftet.

Hier sind einige Beispielzahlen für die durchschnittlichen Todesfälle für verschiedene Gifte pro Jahr:

Alkohol: rund 1700 pro Jahr

Arzneimitteln: mehr als 1000 pro Jahr

Kohlenmonoxid: 300-1000 pro Jahr

Pestizide: rund 200 pro Jahr (grob geschätzt)

Putzmittel und Chemikalien: rund 200 pro Jahr (grob geschätzt)

Kosmetikartikel: rund 20 im Jahr

Insektenstiche: durchschnittlich 16 pro Jahr

Pilze: durchschnittlich 3 pro Jahr

Sonstige Lebensmittel: durchschnittlich 2 pro Jahr
 

Vergiftungen: Was Ersthelfer wissen sollten

Was tun Sie, wenn Sie eine Person antreffen, die offensichtlich (oder wahrscheinlich) ein Gift eingenommen hat?

Wenn die Person noch ansprechbar ist: Versichen Sie unbedingt, herauszubekommen, was diese Person gegessen oder getrunken hat.
Wenn Sie nur die leisesten Zweifel an der Harmlosigkeit der eingenommenen Substanz haben, rufen Sie den Notarzt.

Ist die Person nicht mehr ansprechbar oder gar bewusslos, müssen Sie umgehend den Notarzt alarmieren. Bis der eintrifft, sorgen Sie für stabile Seitenlage, versuchen, die Atemwege der Person freizuhalten und gegebenenfalls zu reanimieren.

Wenn Sie Reste der vermutlich giftigen Substanz finden: Bitte unbedingt eintüten und den Rettungskräften mitgeben. Dazu zählt auch und vor allem Erbrochenes, denn darin dürfte sich höchstwahrsheinlich der Giftstoff noch aufhalten.

Vergessen Sie Milch. Milch sorgt dafür, dass fettlösliche Gifte noch schneller vom Körper aufgenommen werden.

Vergessen Sie künstlich herbeigeführtes Erbrechen. Wenn die Person zum Beispiel Seifen gegessen hat, kann sich beim Erbrechen Schaum bilden, der die Luftwege füllt, die Atmung verhindert, die Person erstickt.

Was Sie geben dürfen, ist Aktivkohle. Die muss aber sehr hoch dosiert werden. Eine ganze Packung Tabletten auf einmal. Da das die meisten Leute nicht schaffen, gibt es als Alternative Aktivkohle-Lösung. Eine Flasche pro Person (bei Kleinkindern entsprechend weniger). Aber die müssen Sie erst mal im Haus haben. Um jetzt noch schnell zur Apotheke zu laufen, ist es reichlich spät.

Es gibt erschreckend viele Substanzen, mit denen man sich vergiften kann (und was für Kinder giftig ist, kann auch Erwachsene umbringen). Auf dieser Seite finden Sie sehr, sehr viele nützliche Informationen:
www.bfr.bund.de/cm/350/risiko-vergiftungsunfaelle-bei-kindern.pdf

Weitere Informationen und, was viel wichtiger ist, auch Ansprechpartner für den Notfall, finden Sie auf den Giftnotrufseiten der Universität Bonn.